Lebt da ein bösartiges Bakterium in meinem Magen? Die verschiedenen Formen der Gastritis und ihre Ursachen.
Bei der Typ-A-Gastritis (A für Autoimmun) werden Parietalzellen (= Belegzellen) des Magens durch körpereigene Immunprozesse geschädigt und zerstört². Diese Immunschwäche kann entweder nur den Magen betreffen oder im Rahmen einer allgemeinen Autoimmunerkrankung hervorgerufen werden, beispielsweise durch Hashimoto-Thyreoiditis oder Diabetes Typ 1. Die Typ-A-Gastritis kann sich außerdem aus einer vorangegangenen Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori entwickeln³.
Durch autoimmune Prozesse werden die Belegzellen im Magenfundus und -korpus zerstört. Dabei greifen Immunzellen Bestandteile der Belegzellen an und induzieren bei diesen den Zelltod. Die Zellen gehen zugrunde und werden abgebaut. Die Belegzellen produzieren normalerweise Salzsäure und Intrinsic-Faktor. Die Salzsäure ist Bestandteil des Magensaftes und verringert den PH des Magens, so dass dieser sauer ist und die Nahrungsbestandteile zersetzen kann. Der Intrinsic-Factor wird im Dünndarm für die Aufnahme von Vitamin B12 benötigt. Fehlt dieser Faktor, kann dies zu einem Vitamin-B12-Mangel führen und damit zu einer perniziösen Anämie.
Zur Behandlung der Autoimmungastritis werden zunächst Vitamin-B12-Präparate verschrieben, um die Vitaminspeicher wieder aufzufüllen und einen akuten Mangelzustand zu beheben oder diesem vorzubeugen. Bei einem positiven Helicobacter-pylori-Befund wird eine Eradikation dieses Bakteriums durchgeführt, mehr dazu unter der Prognose der Typ-B-Gastritis. Diese Eradikation kann in manchen Fällen zur Ausheilung der Autoimmungastritis führen. Zudem werden regelmäßige endoskopische Kontrollen mit eventuellen Biopsie-Abnahmen durchgeführt, um den Verlauf der Gastritis zu verfolgen und eventuelle Spätfolgen frühzeitig zu erkennen.
Je weiter fortgeschritten der Zelluntergang, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für ein Magenkarzinom. Das Risiko ist im Vergleich zu Personen ohne eine Autoimmungastritis dreimal so hoch. Dies bedeutet, je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen, da zu diesem Zeitpunkt weniger Zellen atrophiert, also zugrunde gegangen sind.
Bei der bakteriellen Gastritis, auch bezeichnet als Typ-B-Gastritis (B für Bakteriell), handelt es sich um eine Gastritis, die durch die Infektion mit dem Stäbchenbakterium Helicobacter pylori ausgelöst wird.
Die Infektion mit Helicobacter pylori erfolgt oft schon im frühen Kindesalter. Vor allem bei schlechten hygienischen Verhältnissen besteht eine erhöhte Infektionsgefahr. Zur Zeit sind etwa 50% der weltweiten Bevölkerung mit Helicobacter pylori infiziert. Aufgrund der verbesserten Hygeinestandrads heutzutage sinkt die Infektionsrate, so sind in Deutschland nur etwa 10% der Kinder infiziert. Nicht jeder Mensch, der mit Helicobacter pylori infiziert ist, entwickelt eine Gastritis. Das Risiko, dass sich bei einer Besiedlung des Magens mit diesem Bakterium eine Gastritis entwickelt, steigt mit dem Alter und ist von weiteren Faktoren wie beispielsweise der Ernährung abhängig. Zwischen der Infektion mit dem Bakterium und der Entwicklung einer chronischen Gastritis liegt oft ein jahrelanger Zeitraum, in dem sich keine Symptome äußern. Durch das Bakterium wird das Gewebe der Magenschleimhaut geschädigt. Dies bezeichnet man als einen Magenulkus. Symptomatisch werden diese Ulzera meist erst bei Komplikationen wie Perforationen und Blutungen. Diese Veränderungen der Schleimhaut entstehen im Gegensatz zur Typ-A-Gastritis hauptsächlich im Bereich des Magenantrums.
Die bakterielle Gastritis kann in der Regel medikamentös behandelt und geheilt werden. Bei der Behandlung erfolgt eine Eradikationstherapie der Bakterien mittels Protonenpumpeninhibitoren (diese vermindern die Sekretion der Magensäure) und Antibiotika. Das Ziel der Eradikationstherapie ist, alle Bakterien mit Medikamenten zu beseitigen. Etwa 4 bis 6 Wochen nach der Eradikationstherapie erfolgt eine Verlaufskontrolle. Diese erfolgt entweder mittels einer Endoskopie und Abnahme einer Probe oder durch einen Stuhl-Antigentest. Ein Wiederauftreten der Helicobacter pylori ist möglich, aber selten.
Wird die Typ-B-Gastritis nicht oder erst spät erkannt, kann auch diese Langzeitfolgen haben:
Die Typ-C-Gastritis (C für Chemisch) ist eine Magenschleimhautentzündung, bei der das saure Milieu des Magens durch Medikamente oder zurückfließenden Dünndarmsaft gestört wird.
Die chemische Gastritis kommt meist am Antrum des Magens und vor allem bei Restmägen nach der teilweisen Entfernung des Magens vor. Bei einem Restmagen kann Galle aus dem Dünndarm in den Magen gelangen. Dies führt zu Ödemen in der Magenschleimhaut. Eine andere Ursache ist die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika, die zur Schmerztherapie eingesetzt werden, wie beispielsweise Diclofenac und Ibuprofen oder die Einnahme von Acetylsalicylsäure, diese ist beispielsweise in Aspirin enthalten. Diese Medikamente hemmen die Schleimsekretion und fördern die Säureproduktion, somit ist die Magenschleimhaut schlechter vor der Säure geschützt. Außerdem kann der regelmäßige Konsum von Nikotin und von Alkohol eine Typ-C-Gastritis verursachen.
Da die Typ-C-Gastritis meist durch äußere Faktoren wie Medikamente oder andere Giftstoffe ausgelöst wird, besteht die Behandlung darin, die auslösenden Ursachen zu meiden. Je nach Ursache sollten somit bestimmte Medikamente oder Alkohol und Nikotin gemieden werden. Wird die chemische Gastritis durch einen Gallereflux ausgelöst, so kann dies medikamentös behandelt werden.
Durch die Verminderung des Magenschleims können Magenulzera und dadurch auch Magenblutungen auftreten.